Hier finden Sie Berichte zu den vergangenen Veranstaltungen von Ikebana International Vienna. Mit großartigen Ikebana-Events an tollen Ausstellungsorten.
28. Jänner 2022 – Workshop in Zoom: Aus dem Rahmen
Es geht um ein Ikebana, dessen Raum/Dimension durch einen (Holz)Rahmen definiert ist. Möglichkeiten: ein Relief zum Hängen oder ein freistehendes Ikebana mit Rahmen.
Thema und Idee: Andrea Scheberl Text: Eva Dungl Moderation: Elisabeth Streubel
Generell taugt die Besprechung eines körperlichen-räumlichen Dings anhand seiner zweidimensionalen Abbildung als Foto nicht. Trotzdem schauen wir uns gern die Fotos unserer Ikebana im Zoom-Meeting an. Das Thema bietet sich an, Raum im zweidimensionalen Bild zu überlegen und eine Vielzahl an kreativen Lösungen bewundern zu können.
„Aus dem Rahmen“ deutet bereits auf ein Spiel mit der 2. und 3. Dimension, von Fläche und Raum. Ein Rahmen umgibt normalerweise eine zweidimensionale Fläche eines Bildes. Ein Relief ist durch die erhabene Struktur zwar räumlich, wird aber dennoch durch seine zweidimensionale Montagefläche (z.B. eine Platte) eingegrenzt. Die lebenden Blumen im Gefäß sind körperlich und befinden sich im Raum, ihre Abbildung im Foto ist zweidimensional. Ein Rahmen (zweidimensionale Ebene) – um ein Blumengesteck gestellt oder im Blumengesteck integriert – wird durch seine Drehung im Raum (und Fotos/-serie davon) selbst zur Darstellung von Raum.
Ikebana hat die Bildnische tokonoma verlassen
In der tokonoma kann das Ikebana nur von vorn betrachtet werden und auf der tatami-Matte sitzend. Gestaltung und Betrachtung waren somit definiert. Eine Kunstbetrachtung eines Fotos von einem realen Arrangement steht immer vor dem Problem, keine präzisen Aussagen zur Dreidimensionalität hervorbringen zu können: weder zur Begrenzung des leeren Raums, noch zur Eigenschaft von Linien, Größe von Blättern und deren Verhältnis zueinander. Durch das Drehen eines Arrangements erhalten wir einen anderen Eindruck. Auch mit dem Blickpunkt des Fotografen ändert sich dieses. Das Bild, das wir sehen, ist illusionär. Die Interpretation basiert auf unserer Erfahrung
Die Gestaltung basiert auf die traditionelle Raumsuggestion der ostasiatischen Tuschemalerei mit dem sogenannten „Ein-Eck-Stil“. (Fülle in einer Bildecke, der Rest ist leer, einzelne Linien ragen in den leeren Raum. Was macht Andrea bei ihrer Gestaltung jedoch völlig anders? Andrea vermag die auffälligste Blume das Bild sogar zu verlassen und ein großes Blatt dahinter verschwinden.
Wie erzeugt Andrea ein starkes Spannungsfeld von innen (Raum im Rahmen) und außen? Wie stellt sie gekonnt eine Balance der roten Anthurie her? Was verrät Andrea als Vertreterin von Ikenobo?
Doris Wolf
Wie erzeugt Doris ein gekonntes Spiel zwischen Linien und Raum unter Mitwirkung des Themas? Der Blick auf den Fußpunkt lässt erkennen: das ist ein Rahmen im rechten Winkel zum großen Rahmen. Ein zweiter Rahmen ist die Lösung! Und der Topos des „Durchstechenden Zweiges“. Mitsumata-Linien und Weidenbällchen spielen mit der 2. und 3. Dimension.
Wer stielt wem die Show – die roten Linien oder das scheinbar zufällige Geflecht, das sich nicht an den Rahmen hält?
Renate Schnitzer
Die ostasiatische Asymmetrie ist die klassische Lösung. Der wunderbar elegante, teils kahle Zweig verlässt das interessante Bildgeschehen im Rahmen mit der geknickten Röhre als Gefäß. Sie tritt dadurch deutlich vor den Rahmen und zeigt auf die Umgebung vor dem Rahmen – ein wesentlicher Punkt der Dimensionalität von Ikebana.
Ingrid Truttmann
Zwei Ansichten eines Werkes bilden ein zusammengehöriges Paar. Der Rahmen bietet eine Fläche für den Ausdruck des Hervorkommens und Zeigen der einzelnen Pflanzen und des Metalls. Die Öffnung wird zum Guckloch. Wie erleben wir durch Vergleich der beiden den Effekt einer veränderten Perspektive?
Hier kommt der „große“ Auftritt von Ost und West im goldenen Rahmen. An welchen Gestaltungsmerkmalen erkennen wir das? a. frontal (paralleler Blickwinkel zum Gesteck), (beinahe) symmetrische Anordnung im Rahmen, jedoch im Gesteck asymmetrische Gestaltung: Also Ost in West? b. diagonale Aufstellung der Rahmen-Skulptur zum Betrachter, dessen (gedachter, geometrischer) Fluchtpunkt der Perspektive außerhalb des Fotos liegt. Die Anordnung der Vase im Rahmen ist asymmetrisch und in Richtung Fluchtpunkt, in gerückt. Ingrid zeigt nicht die ganze Skulptur und suggeriert damit eine äußerste Knappheit des Raumes. Beides, perspektivischer Verweis auf die Ferne (außen) und Verbergen des Ganzen (innen) verweist auf das japanische Raumkonzept oku („Umfassende Einheit von innen-außen mit geistiger Tiefe“/Dungl). Wo kommt das Thema deutlicher zum Ausdruck: a oder b?
Iris Kuhn
Die Mond-Vase ist der Rahmen! Eine klassische Ichiyo-Lösung aus Blumen und Gräsern im kahlen Winter. Das zarte Gras hat die Kraft der Aussage zum Thema, denn es weitet den Blick über alles hinaus. Ein zufälliger Lichtstrahl fällt auf die subtile Inszenierung von yugen (Unergründliche Schönheit mit Tiefe/des Schwarz).
Edeltraud Stiftner
Für welche Aufstellung des Rahmens im Raum hat Edeltraud sich entschieden? Wir beachten nun die kräftige Linie des dunklen kahlen Zweiges. Wie verläuft sie? Sie kommt hinter dem Rahmen (Anfang unbekannt) hervor, geht durch das Gesteck hindurch und tritt aus dem Rahmen heraus. Der kahle Ast vermittelt eine horizontal fließende Bewegung im Spannungsfeld zum strengen, senkrechten Rahmen.
Susanne Wolf-Widmaier
Wer hätte das gedacht, was Susanne mit dem Rahmen macht?! Der Rahmen ist Teil des Gestecks. Die 2. Dimension ist Teil der 3. Dimension. Voila! Warum dominiert der Rahmen dennoch? Wie ist seine Lage-Beziehung zu den Blumen?
Hans Peter Schlaffer
HaPe schafft zwei Diagonalen in seiner Komposition. Wo können wir sie entdecken? Warum vermittelt ausgerechnet der (zweidimensionale) Rahmen uns Drei¬dimension¬ali-tät? Die diagonale Aufstellung zum Fotografen. Wodurch erkennen wir HaPes Ausdruckswillen von Harmonie zwischen Rahmen und Gesteck?
Eva Dungl
Die bildnerischen Mittel sind geometrische Formen: ein Quader aus Schaumstoff (schwarz, dreidimensional) und die rechteckige Fläche des Papierrahmens (weiß, zweidimensional) stehen im starken Kontrast zueinander. Die Masse von Hortensien und weißen Plastikstreifen betonen ein hervorquellendes Heraustreten durch die Fläche im Raum. Sie nehmen dem auffälligen schwarzen Quader durch Abdecken gewollt Kraft weg. Fotos von verschiedenen Blickwinkeln bringen mehr Information von der Skulptur.
Herbert Grünsteidl
Ein Ikebana-Arrangement lässt sich nicht auf den Kopf stellen. Ja? Herbert kann’s! Warum? Die Lösung liegt in der Technik: ein Relief. Wie ist die Wirkung des Heraustretens aus der eingegrenzten Bildfläche bei beiden im Vergleich?
Ilse Neumayer
Was macht der Schatten durch die Beleuchtung des Arrangements im Foto? Der Schatten des Rahmens macht aus diesem einen illusionären Quader. Wie löst Ilse die Strenge des schwarzen Rahmens komplett auf? In dem realen Raum von Rahmen und seinem Schatten an der Wand bewegen sich eigenwillig die roten Blätter des Spätherbstes (der Ausdruck des Wandels) – sie halten sich an keinen Rahmen. Sie verleihen dem Ganzen trotz schwarzen Rahmens eine luftige Leichtigkeit des Seins des Wandels.
Marianne Rössner
Ein nach allen Seiten offener Kubus in dem zentriert ein Arrangement positioniert sind und ihren stabilen Schwerpunkt haben: Welche Mittel wendet Marianne zur Befreiung daraus an? Die kräftig rot leuchtenden Tulpen sind zur Gänze nach außen gekommen. Die Kiefernäste sind ihre Begleiter weit über die Eingrenzung hinaus in den Raum.
Elisabeth Streubel
Elisabeth zeigt das Paar einer Rahmen-Skulptur mit Positionsänderung durch Drehung, wobei der Standort des Betrachters unverändert bleibt. Welche Wirkung hat die Änderung in Richtung Seitenansicht (b.) auf uns? Das Foto-Paar thematisiert das japanischen Raumkonzept oku, das „Innere“ in Bezug auf die Weite. a. Die frontale Position des Bildes zum Betrachter zeigt ein völlig neu definiertes gerahmtes Bild von einem Blumenarrangement. Die leere Bildfläche bietet lebendigen, körperlich-dimensionalen Blumen, die aus ihr herausbrechen, ihren Auftritt. Die asymmetrische Anordnung der räumlich-körperlichen, lebenden Blumen (Fülle) verweist auf die unausgefüllte Leere der Bildfläche. Wir wissen, dass dieses Bild von vornherein nicht für die Ewigkeit gemacht ist. b. Durch die Drehung zur Ansicht eines Dreiviertel-Profils wird völlig anders Raumerleben erfahrbar. Das Herausragen des teilweise verborgenen Blumen-gestecks, dessen Vase ja nicht zu sehen (nur zu vermuten ist), wird deutlich sichtbarer. Nun weisen die Blumen in den sie umgebenden Raum erkennbare ohne jedwede Abgrenzung – ein Blick heraus in die unbekannte Umgebung.
2. Oktober 2021 – „Ikebana wandert“
Der Schwarzenbergpark in Neuwaldegg, ehemaliger Neuwaldegger Schlosspark
Auf den Wanderungen im Wienerwald sammelten unsere I.I.-Mitglieder Pflanzen für Miniatur-Ikebana. Gesteckt wurde vor Ort oder daheim.
Der Schwarzenbergpark ist der erste Landschaftsgarten Österreichs, die bedeutendste Gartenanlage des 18. Jahrhunderts in englischem Stil (Englischer Garten).
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Der Schwarzenbergpark hat seinen Namen von der Fürstenfamilie, die den Neuwaldegger Schlosspark im 19. Jahrhundert erwarb. Er liegt am Rande des nördlichen Wienerwaldes und ist heute (seit 1957) im Besitz der Stadt Wien. Leider verwilderte der Park im 2. Weltkrieg. Der Eingriff der Gartenarchitekten zur Landschaftsverschönerung im 18. Jahrhundert ist jedoch immer noch wahrnehmbar.
Ursprünglich gehörte das Anwesen mit Schloss in Neuwaldegg Feldmarschall Graf Lacy (1725-1801). Er erwarb den Landbesitz 1765 und ließ ihn Zeit seines Lebens mit enormen finanziellen Mitteln und Zukauf zu einem Landschaftsgarten im Stil des „englischen Gartens“ umgestalten, den ersten Österreichs und einen der größten in Europa.
Heute wird der Schwarzenbergpark von der historischen „Wiener Höhenstraße“ durchquert, die von hier über die Berghänge des Wienerwaldes auf den Leopoldsberg führt. Eine noch geradlinig angelegte Allee bildet eine Achse vom Schloss bis zu den Hängen. Auf ihr tritt der Wanderer durch ein von Obelisken gebildetes Tor in den hügeligen Landschaftsgarten mit verschlungenen Wegen ein. Die Allee führt entlang eines Bachlaufs vorbei an idyllischen Teichen, offenen Wiesen mit malerischen Baumgruppen. Verstreut platzierte Skulpturen sind noch erhalten. Erkennbar ist die Vorliebe des Feldmarschalls für Kriegsgötter und -helden der klassischen Antike. Erstaunlich sind die nach Originalen aus Sammlungen angefertigten Kopien von Ares („Ludovisi“) und eines Gladiators („Borghesischen Fechter“).
Inmitten eines Teiches befindet sich eine kleine, runde Insel mit Bäumen, vielleicht eine künstlich angelegte „Rousseau-Insel“ als Hommage an Jean-Jacques Rousseau (1712-1778). Der Schweizer Schriftsteller, Sozialreformer, Philosophiekritiker und „Natur“-Forscher beeinflusste die Aufklärung und findet bis ins 20. Jahrhundert Beachtung. Rousseau gilt als ein Vorläufer der Französischen Revolution (1789-1799). Seine in Landschaftsgärten nachempfundene Grabstätte bekundet demonstrativ die Sympathie eines Parkbesitzers mit seinen moralphilosophischen Ideen mit politischem Zündstoff. Belegt ist hier jedenfalls eine Variante der Verehrung Rousseaus in Form einer symbolischen Nachbildung seiner Grabstätte ohne See, die Anlage einer runden Baumgruppe, welche Lacy in seinem Landschaftsgarten errichten ließ und sie „Tombeau de J.-J. Rousseau“ nannte.[1]
Im barocken Garten der absolutistischen Herrscher darf die Natur kein Eigenwesen zu erkennen geben. Der aus eigener Machtvollkommenheit handelnde Herrscher formt sie zur vollkommen regelmäßigen Schönheit, gleich dem Kosmos des Schöpfergottes. Demgegenüber beschreibt Rousseau mit vernichtender Kritik, ja revolutionär vom Zuwiderlaufen des egozentrischen Eingriffs des Menschen in die Natur. Der Einfluss Rousseaus auf Lacy dürfte von großer Bedeutung gewesen sein, der seine zunächst symmetrisch ausgeführten Gartenpläne verwirft. Die beiden Textstellen aus Rousseaus Hauptwerk „Emil oder Über die Erziehung“ von 1762 lesen sich wie das Programm zum Landschaftsgarten („Englischer Garten“):
„Alles ist gut, wie es aus den Händen des Schöpfers kommt; alles entartet unter den Händen des Menschen. Der Mensch zwingt ein Land, die Erzeugnisse eines anderen hervorzubringen, einen Baum, die Früchte eines anderen zu tragen. Er vermengt und vertauscht das Wetter, die Elemente und die Jahreszeiten.“ J.-J. Rousseau 1762, Emil oder Über die Erziehung, Erstes Buch
„In ihren Werken bringen die Menschen nur durch Nachahmung Schönes hervor. Alle wahren Geschmacksvorbilder finden sich in der Natur. Je weiter wir uns von dieser Meisterin entfernen, desto entstellter sind unsere Bilder. Dann nehmen wir unsere Lieblingsgegenstände zum Modell; und das eingebildete Schöne, das der Laune und der Anmaßung unterworfen ist, ist nichts anderes mehr als das, was denen gefällt, die uns führen.“ J.-J. Rousseau 1762, Emil oder Über die Erziehung. Viertes Buch (1998, Seite 368)
Etwa zur selben Zeit verbreitete sich an den europäischen Höfen (Paris, 1749) die erste Beschreibung des Jesuitenpaters Attiret vom „chinesischen Garten“ des Kaisers von China. Pater Attiret war zutiefst davon beeindruckt: „so kunstvoll angeordnet, dass man das Ganze für ein Werk der Natur halten würde.“ (Maggie Kaswick, Der chinesische Garten, 2004 Seite 18)
Die Kunde von der Ungeordnetheit des chinesischen Gartens löste eine Revolution in der Gartenkunst aus. Bisher galten strenge Ordnung und Symmetrie als Ursprung für das Schöne, in Europa oft bis heute. Das Planen des Unregelmäßigen, der wie zufällig angeordneten Täler, Hügelketten und gewundene Wasserläufe – das war völlig neu für die Gärten der Herrscherhäuser Europas.
Der chinesische Garten diente zuerst dem „Englischen Garten“ als Vorbild. Die Umwandlung der streng geometrischen Gartenanlage der absolutistisch herrschenden Regenten, Fürsten und Feldherren vollzog sich in England im 18. Jahrhundert. Zum Vorbild wurden auch die gemalten Landschaftsbilder, wie die von Claude Lorrain oder Nicolas Poussin. Die Gartenkunst wurde sogar über diese und alle anderen schönen Künste gestellt (Georg Friedrich Ideler, 1788), da sie wie keine der anderen Künste in die Natur eingeflochten ist. Es bleibt jedoch beim Anmaßen der perfectio naturae, dem Verbessern der Natur durch das Wirken des Menschen. Es ist dies eine alte Idee, ein perfektes künstliches Abbild von der echten „natürlichen“ Natur schaffen zu wollen. Der Mensch steht jedoch bei dieser Idee der Natur gegenüber und beherrscht sie. Dieser Irrtum schwächt die Kraft, die von der ungetrennten Ästhetik und Ethik kommen kann, um den heilsamen Weg der „Natur“ chin zìrán, jap. shizen. („Selbst Erweisung“, „das von selbst Soseiende“) gehen zu können. Der Mensch ist Teil des Kosmos, der sich in dem So-Sein aller Wesen selbst erweist.
[1] Géza Hajós 1989: Romantische Gärten der Aufklärung: englische Landschaftskultur des 18. Jahrhunderts in und um Wien. Band 14 von Studien zu Denkmalschutz und Denkmalpflege.
15. Oktober 2020 – Japanische Pflanzen im Botanischen Garten der Universität Wien
I.I. Mitglieder berichten Sonderführung im Botanischen Garten.
Momiji – Herbstfärbung
Beim herbstlichen Ausflug im Botanischen Garten der Universität Wien erfreuen sich die Besucher am Anblick der wunderbar, gelb und rot gefärbten Blätter. In Japan bezeichnet das Wort momiji einerseits den Ahorn, dessen Blätter sich im Herbst tiefrot färben. Es steht anderseits auch für die Herbstfärbung, deren Schönheit von kurzer Dauer ist. Die Anschauung des kari no mono ist in der japanischen Ästhetik von großer Wichtigkeit. Sie findet sich auch in der japanischen Haiku-Dichtung, die in der „Geisteshaltung der Vergänglichkeit“ mujōkan wurzelt, das ist die Einsicht, dass alles im Wandel ist. Die Schönheit, die in Ikebana erscheint, ist von vorn herein als etwas Vorübergehendes geschaffen worden (kari no mono). Buchtipp: Nishitani Keiji: Über Ikebana. 1991.
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In der Nähe des Lotos-Teiches befindet sich ein Fächer-Ahorn (Acer palatum).
Im Sommer erblüht sie mit rosa Blüten von erstaunlichem Ausmaß, die sich durch ihren langen Stängel hoch über der Wasseroberfläche erheben. Diese wird von den schildförmigen Blättern komplett abgedeckt. Jetzt im Herbst haben sie begonnen sich einzurollen. Sie trocknen aus wie die in der Trockenfloristik beliebten Samenkapseln. Im Sommer leuchten sie gelb im Zentrum der geöffneten Blüte wie ein Juwel, weshalb sie in Japan mit der verborgenen, ursprünglich reinen „Buddha-Natur“ des wahren Selbst verglichen werden. Auch die Fähigkeit des Lotos, jede Benetzung wie auch Schmutz von sich zu weisen, machte ihn im Buddhismus zum Sinnbild der Reinheit, dem Freisein von diskriminierendem Denken. Dies wird mit dem Sanskritwort anāsrava (unbefleckt), jap. mu ro 無漏 bezeichnet.
Und noch etwas Kulinarisches (Hinweis von unserem I.I. Mitglied Marlies S.): In die Blätter kann man Reis und Fleisch einwickeln, um sie zu dämpfen. In Japan wird die in Essig eingelegte Lotoswurzel mit Ingwer und Zitrone gegessen. Zum japanischen Mädchenfest „hina matsuri“ reicht man gern „Verstreute Sushi“, „chirashizushi“ ちらし寿司, die u.a. mit den blättrig geschnittenen Lotoswurzeln (hasu) dekoriert werden. Wie das aussieht, ist auf den Fotos von unserem japanischen Kochkurs in der Fotogalerie zu sehen.
Im Botanischen Garten gibt es mehrere Exemplare dieses zu den Ebenholbäumen zählenden Gehölzes, zwei davon unmittelbar nebeneinander an der Orchideenvitrine. Am schönsten ist der Baum im Herbst, wenn die orangenfarbenen, kirschgroßen Früchte am schon unbelaubten Baum zur Geltung kommen. Er ist mit dem Kaki-Baum verwandt. Bemerkenswert ist die Nutzung der Blätter der Lotospflaume. Sie wurden zum Einpacken von Sushi verwendet. Man nutze die antibakterielle Wirkung, um sie frisch zu halten als es noch keine Kühlschränke gab. Da die Blätter für Sushi ihnen auch Geschmack verleihen, findet man sie auch heute in der Küche der Region von Kyoto.
Ginkgo biloba (Hinweise zum Text: Herbert Grünsteidl)
Standort im Garten: Eingangsbereich am Hauptweg entlang der Mauer zum Belvedere.
Der Ginkgo ist in Japan, China und Korea als Tempel- und Straßenbaum häufig anzutreffen. Bei unserer Sonderführung erfahren wir, dass zwei Ginkgo-Bäume vom zweiten Gartendirektor Nikolaus von Jacquin (1727–1817), Amtszeit 1796-1839, gepflanzt wurden. Einer der beiden noch immer lebenden Ginkgo weist eine Kuriosität auf: Jacquin pfropfte in Unkenntnis dem männlichen Baum einen weiblichen Ast auf, den man bei genauerer Betrachtung erkennen kann. Heute lassen sich männliche und weibliche Bäume durch eine biochemische Untersuchung voneinander unterscheiden.
In seinem Aufsatz „Über den Ginkgo“ schreibt Jacquin, dass der Ginkgo erstmals 1754 in England kultiviert wurde. Bis 1795 hatte noch kein Baum geblüht. Die Vervielfältigung durch Stecklinge und Wurzelausläufer erfolgte nur sehr langsam und ein Pfropfen auf andere fand gar nicht statt. Jacquin beschreibt das Problem des äußerst seltenen Blühprozesses und daher die Möglichkeit zur Unterscheidung von männlichen und weiblichen Bäumen. Die weiblichen Blüten wachsen einzeln, die männlichen Blüten in Form von Kätzchen. Nach Wien kam der erste Baum übrigens im Jahr 1791, der in Schönbrunn gepflanzt wurde.
Die neu erbaute Straße entlang des Botanischen Gartens erhielt den Namen Jacquingasse.
Der „Folder Bambusweg“ des Botanischen Gartens der Universiät Wien ist als Download erhältlich.
Der Bambus gehört zur Familie der echten Gräser. Die Gattung Phyllostachys ist in China beheimatet und schon in antiker Zeit in Japan eingeführt. Seit etwa 150 Jahren gelangten Phyllostachys-Arten nach Europa. Damit die jungen, sehr empfindlichen Bambussprossen von den Besuchern nicht niedergetreten werden, gibt es einen begehbaren Steg durch den Bambushain. Aus dem Wurzelstock dringen Sprösslinge hervor, die mit rasantem Wachstum in die Höhe schießen. Nach einem warmen Regentag können sie im tropischen Klima bis zu 40 cm wachsen und über 5 m hoch werden. Bei uns bleibt diese Art jedoch deutlich kleiner als in ihrer Heimat. Während die Nutzung des Bambus sich bei uns auf die Verwendung als Zierpflanze beschränkt, kommt in Japan die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung für Innen- und Außenarchitektur, Papierproduktion und Speisezwecken zu.
Bambus ist die beliebteste, am häufigsten gemalte und am meisten besungene Pflanze Ostasiens. Der immergrüne Bambus zählt zu den „Drei Freunden des Winters“. Die „Drei Freunde“ 三友 sanyū sind Kiefer, Bambus und Pflaumenblüte. shō松 – chiku 竹– bai 梅 sind gut bekannte Glücksbringer zum Jahreswechsel. Die Last des Schnees und der Frost können ihnen nichts anhaben. Vielmehr macht dem Bambus die Trockenheit schneearmer Winter zu schaffen (wie in Wien 1984/85 und 1985/86).
15. Oktober 2020 – Gartenführung mit Frank Schumacher im Botanischer Garten der Universität Wien
„Richtiges Schneiden einer Pflanze – Fokus des Gärtners und der Ikebana-Künstler/innen im Dialog“
Eine häufig gestellte Frage in der Kunst Ikebana ist das Abschneiden der lebenden Pflanze aus ästhetischen Zwecken. Widerspricht dies der ethischen Einstellung vom respektvollen Umgang zum Schutz der Natur?
Die Mitglieder von Ikebana International Wien sind dieser Frage nachgegangen und haben den technischen Leiter des Botanischen Gartens der Universität Wien, Frank Schumacher getroffen. Der Botanische Garten hat als akademische Lehreinrichtung die Aufgabe, für den Erhalt von gefährdeten Pflanzen in und außerhalb seines Geländes beizutragen.
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Pflanzen im Garten sind nicht mit der wilden Natur, dem ursprünglichen Lebensort ident. Eine grundlegende Frage zum Eingriff selbst stellt sich daher nicht.
Die gute Nachricht: Die Rücksichtnahme des Gärtners beim Schneiden auf die Knospung einer Pflanze – ihre natürliche Überlebens- und Erneuerungsstrategie bei Tierfraß und Wetterschäden – vermag die Pflanze zu verjüngen bzw. sie in ihrer Vitalität zu stärken. Dazu sollte der Gärtner jedoch das Austriebsverhalten der Pflanze kennen.
Der Gärtner stellt sich die wichtige Frage: Was will die Pflanze tun?
Beim Arrangieren von Ikebana, wollen wir weiterfragen: Welche ästhetische Gestalt will ich der Pflanze im Arrangement geben?
Beide Fragen stehen in einer untrennbaren, wechselseitigen Beziehung zueinander:
Einerseits kann durch richtiges Schneiden der Baum oder Strauch neue kraftvolle Leittriebe entwickeln. Die selektive Auswahl bewahrt die schöne Gestalt.
Andererseits wird durch die im Arrangement verwendeten Pflanzenteile auf die kraftvolle Schönheit der Natur verwiesen. Sie wird vom Betrachter wahrgenommen.
Der Schnitt stellt jedoch auch ein Risiko für jeden Baum und Strauch dar. An falscher Stelle führt er zur Austrocknung der Erneuerungsknospen, und es dringen immer Bakterien in die Pflanze ein. Ein glatter, sauberer Schnitt mit gutem Werkzeug hilft das zu verhindern.
Produktempfehlungen:
Gartenschere
Felco, Fiskas (auch zum Drahtschneiden), Gardena
Gute Scheren lassen sich zerlegen, um die Klingen zu schleifen. Tipp: Klemmt ein Zweig zwischen den Klingen, dann gelockerte Fixierung der Klingen anziehen.
Klappbare Handsäge
„Felco 600“:
Zähne sind 3fach geschärft, erkennbar am schwarzen Aussehen, lange Lebensdauer.
Das Sägeblatt ist hochwertig gehärtet und elastisch.
Die konische Form verhindert Verklemmen.
Überprüfen, wie die Säge in der Hand liegt.
Schneiden:
immer auf Zug zu sich selbst, nicht auf Druck,
mit Handschuhen,
gut überlegt
Richtig Schneiden
Handout 1 „Lebensformen“ und „Erneuerungsknospen“
Handout 2 „Grundregeln beim Schneiden von Pflanzen“
scharfe Seite auf der lebenden Seite: sauberer Schnitt
leicht schräger Schnitt à Auswirkung auf den Wundabschluss, Kallus wird gebildet und Bakterien können nicht mehr eindringen (Verkleben der Schnittfläche bei richtigem Schnitt nicht nötig.)
keinesfalls gerade (!) und nicht zu schräg schneiden sonst trocknet die Knospe weg
knapp bei der Knospe schneiden (am Beispiel: Esche)
Austriebsverhalten der Pflanze beachten (siehe Handout 1)
Siehe Ringe am Ast beachten. (Foto 3)
Ein-Drittel-Regel: Der neue Leittrieb hat etwa ein Drittel der Stärke des alten Astes. (Foto 2)
Ein-Drittel-Regel: Im Frühjahr ein Drittel der alten Triebe wegschneiden
Ein-Drittel-Regel: Alle 2 bis 3 Jahre ein Drittel der ältesten Triebe beim Strauchschnitt bodennah kappen z. B. Forsythia.
Zweige an der Sonnenseite und/oder einen der oberen Zweige schneiden. Dort kann die Pflanze neue bilden. (Beispiel Foto: Vogelblume, Fuchsia magellanica)
Stufenweiser Schnitt verhindert das Abreißen des Astes durch sein Gewicht.
Verlorene Teile wachsen nach – die Pflanze verjüngt sich
Die Pflanze ist gut auf natürliche Fressfeinde und Beschädigung durch Wind u.a. vorbereitet. Durch Knospenbildung erneuert sie die verlorenen Teile, was der menschliche Körper nicht vermag.
Die Knospenbildung erfolgt beim Baum oder am Strauch/Staudenteilen über bzw. unter der Erdoberfläche. Einjährige Pflanzen haben keine Knospenbildung, sie wachsen nach dem Schnitt nicht mehr nach. (Quellen: Hofmeister, Heinrich: Lebensraum Wald. Hamburg 1987. „Erneuerungsknospen“ nach Christen C. Raunkiaer https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensform_(Botanik)
Was will die Pflanze tun?
Entsprechend dem Austriebsverhalten und der spezifischen Art der Verzweigung wird der alte Trieb entfernt, sodass der nachwachsende Trieb den alten in der Form ersetzt. Dabei wird der Zweig sozusagen in Waage gebracht. (Z. B. Gipfelknospe bei einer Esche schneiden)
Selektiv Schneiden am Beispiel Vogelblume (Fuchsia magellanica):
Wo hat die Fuchsia ihre Sonnenseite? (Siehe Fotogalerie)
Die zur Sonne/zum Licht gerichteten Zweige können gut nachwachsen, weshalb man sich beim Schneiden für diese entscheiden soll. Daher nicht schneiden: hinten, im Schatten liegende, untere, verborgene Zweige – sie wachsen nicht mehr nach.
Lieber nicht: Der „Hausmeisterschnitt“, gerades Kappen von Ästen.
Ikebana International im chinesischen Garten des China-Restaurants SICHUAN in Wien Donaustadt.
Der Besucher betritt den Garten durch ein Tor, das die ihn umfriedende Mauer durchbricht. Nach einem überdachten Korridor entlang eines Teichs mit Felsen und Wasserfall gelangt man durch das Hauptgebäude in den rückwärtigen Teil des Gartens. Über den großen Goldfischteich führt eine Holzbrücke zu einem Pavillion. Bizarre Felsformationen prägen die idealisierte Gartenlandschaft. Der Wind streicht durch die mächtigen Aubäume und den angrenzenden Bambushain. Eine Gruppe von 12 Ikebana-Künstler/innen von Ikebana International besucht die Gastgeberin Frau Chunah Urban-Chao. Was wäre naheliegender als Ikebana zum aktuellen Anlass zu nehmen, um zum Zeichen „Friendship through Flowers“ zu arrangieren?
Das alte chinesische Wissen von sheng, ling und li
Die innere Harmonie des Geistes gelingt mit der Teilhabe an der Landschaft (Shanshui) von Bergen (shan) und Wasser (shui). Als Kompass dient Wissen (der Prajñā-pāramitā-Literatur) und die Landschaft selbst, die von sheng (Göttergeist), ling (mystischen Geist) und li (Kraft) durchwaltet sind.
Einen starken Einfluss auf die Gartengestaltung in Ostasien übte die chinesische Tusche-Landschaftsmalerei aus. Diese song-zeitlichen Vorbilder strebten nach dem wahren Abbild von Berg und Wasser, durch das sich mittels Hand des absichtslosen Künstlers, der reinen Herzens ist, der Weg der Wahrheit auch den Betrachter bekräftigt.
ab 12. April 2020 – virtuelle Ausstellung „Floral Focus“ – Ikebana mit Tulpen und „Meine Frühlingsblumen“
Da wir uns zur Generalversammlung am 16.4.2020 leider nicht treffen können, präsentieren wir das Thema „Floral Focus“ – Tulpe oder „Meine Frühlingsblume(n)“ als virtuelle I.I. Vienna Ausstellung auf unserer neuen Webseite.
Wie geht das? Vielleicht kannst Du ein oder mehrere Fotos zum Thema „Floral Focus“ – Ikebana mit Tulpen zusenden? Wenn du keine Tulpen bekommen kannst, sende „Meine Frühlingsblume(n)“, Blumen oder Blüten vom Blumenkisterl, Garten oder Park … Bitte beachte dabei den Erlass der Regierung!
Dein Foto wird dann auf unsere Webseite hochgeladen!
Einsendetermin: wie du kannst. Dieser virtuelle Event startet zu Ostern auf unserer Webseite und wird dann laufend mit eingesendeten Bildern ergänzt.
Gesund bleiben und viel Freude an den Frühlingsblumen! Liebe Ostergrüße Eva
16. Jänner & 13. Februar 2020 – Workshop „shin-gyō-sō“
Workshops bei Ikebana International Vienna über die ästhetische Kunsttheorie shin-gyō-sō 真行草 in der Blumensteckkunst Ikebana.
Teil 1: Ikenobō -Schule (Ikenobō Sen’ei), 16.1.2020
Teil 2: Sōgetsu-Schule (Sōfū Teshigahara), 13.2.2020
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Teil 1: Ikenobō-Schule Ikebana zum Anlass in einem ausgewählten Gefäß unter Berücksichtigung der Eigenart von Pflanzenarten.
Das Ziel der Chapter Meetings in zwei Teilen war die ästhetische
Theorie von den „Graden der
Förmlichkeit shin-gyō-sō“
für Ikebana zu
vertiefen. Der erste Teil befasste sich mit den traditionellen Stilen der Ikenobō-Schule, Rikka und Shōka shōfūtai,
wo shin-gyō-sō die bis heute gültige Grundlage bilden.
„Die natürliche Gestalt (shusshō) der Blumen ist wichtig. … Man muss jedoch dem jeweiligen Empfangsraum und Blumengefäß gut Rechnung tragen.”, so Ikenobō Sen’ei (um 1528-1579) in seiner bekannten Schrift zur Theorie der Blumensteckkunst. Das Wissen um die Etikette im Empfangsraum der Residenzen zeichnete den Kunstexperten ab der Mitte des 16. Jahrhunderts aus. Bereits zu dieser Zeit wurden allgemeine Kriterien für die neue Kunstform des prächtigen Rikka-Stils, der aus dem einfachen, zarten Tatehana-Stil hervorgegangen war, ausgearbeitet und in einen soziokulturellen Gesamtkontext gestellt.
Um den Teilnehmern/innen, die nicht der Ikenobō-Schule angehören die
Erarbeitung der Theorie mit dem eigenen Arrangement zu ermöglichen, wurde
didaktisch in folgender Weise vorgegangen: Beispiele von Pflanzen der
Jahreszeit und Gefäßtypen wurden zum jeweilig passenden Grad der Förmlichkeit –
shin (formell), gyō (gemäßigt
formell) oder sō (informell) – angegeben. Die
Teilnehmer/innen fertigten danach ihr Arrangement, z. B. junge Bambustriebe in
einer schlanken Vase (shin,formell), oder gebogene Zweige in einem Mondgefäß (gyō,
gemäßigt formell) oder alte, knorrige Zweige in einem Rakugefäß (sō,informell).
Frau Andrea Scheberl, Vorsitzende der „Ikenobō Ikebana Study Group Austria“, erläuterte zunächst die Unterschiede der Förmlichkeitsstufen zwischen der traditionellen Stile Rikka und Shōka. Anschaulicher wurde dies durch die Erklärung ihres Shōka Arrangements, welche die Form gyō-no-shin (eine der weiteren dreiteiligen Abstufung der gyō-Form) aufwies.
Schließlich wurde jedes Ikebana der Teilnehmer/innen einer
Förmlichkeitsstufe zugeordnet. Die Kriterien der Klassifizierung von shin,
gyō und sō wie Alter und Wuchs der Pflanze, Erscheinungsform der Pflanzenart und
Gefäßtyp konnten anhand der Beispiele ganz gut nähergebracht werden.
Teil 2: Sōgetsu-Schule Übt die Kunst im offenen Geist der `Nicht-Kunst´. Teshighara Sōfū (1900-1979)
Über die Avantgarde in Japan 1958-1971
Im zweiten Teil befassten
sich die Teilnehmer/innen mit einem Zitat von Teshighara Sōfū aus „Die
Fünfzig Prinzipien von Sōgetsu“, („The Fifty Principles of Sōgetsu“), Prinzip Nr. 30, in dem Sōfū auf die
Förmlichkeitsstufen shin-gyō-sō Bezug nimmt:
技巧 と 無技巧 . 真行草 と 皮肉骨
Kunst sowie
(und) Nicht-Kunst. Shin-gyō-sō sowie
(und) Haut, Fleisch, Knochen.
Kommentar von Eva Dungl:
Die Schriftzeichen von Sōfūs prägnanten Schlagwort sind reich an Gehalt, der bei einer Wort-für-Wort Übersetzung in der deutschen Sprache nicht aufscheint. Zwei Dimensionen werden in den beiden folgenden Übersetzungen zum Ausdruck gebracht.
„Übt eine Kunst, die nicht verkünstelt ist. Schafft ein Werk aus Knochen, Fleisch und Haut im Erfassen der Grade der Förmlichkeit shin, gyō und sō.“
(vgl. Ausgabe von Sogetsu Vienna Branch)
Zur
gestaltgebenden Form wird eine Technik mit Kunsttradition 技巧 gebraucht, jedoch soll sie kein
bloßes Anklammern an Richtlinien, kein vordergründiges Zurschaustellen der
Technik und keinen auffälligen Gestaltungswillen aufweisen. Diese Verneinung
wird mit dem Schriftzeichen 無 „Nichts“
ausgedrückt: 無 技巧 („Nicht-Kunst“). Beide, sowohl die tradierte
Norm (der Stile), als auch die Freiheit von Norm hat Sōfū für wichtig gehalten. Letzteres konnte zur Avantgarde der Ikebana
u.a. Künsten der Experimentellen Kunst führen. In Europa kennen wir in der
Kunst das Ausbrechen aus der Strenge des Akademismus. Das Ziel war, auf
Basis der Kunsttradition von shin-gyō-sō die ungezwungene Spontanität bzw. die
Natur des „Selbst-Sein“ wiederzugewinnen. Dieses unterliegt keinem Diktat, auch
nicht dem eines egozentrischen Selbst. Es ist die Verinnerlichung der Natur,
die von einem Künstler ausgedrückt wird, um zur Natur zurückzugelangen.
„Übt eine Kunst mit offenem Geist der `Nicht-Kunst´. Schafft Werke aus `Haut, Fleisch und Knochen´ im Beherzigen der Grade der Förmlichkeit shin-gyō-sō.“
(Üs. Dungl)
Anmerkung zur Übersetzung:
技巧 vgl. griech.
Begriff techné, keine Unterscheidung zwischen Kunst und Technik
無 jap. Nichts, Leere, dynamische Offenheit
Sōfū
vergleicht in seiner Schrift „Kadensho“ („Buch der Blumen“, 2. Kapitel Ikebana
und Technik) Ikebana mit dem menschlichen Körper, der aus 皮Haut, 肉Fleisch und 骨Knochen
besteht. Die „Gedanken“ sind die Knochen, sie geben dem Werk die Struktur. Die
subtile Verfeinerung, die Idee bestärkt den shin-Stil 真 in Richtung Kunst bzw. Technik. Sich davon abzulösen, geht in Richtung sō-Stil 草 Freiheit von
Norm, Spontanität, d.h. „Natur“, Absichtslosigkeit.
Ein Werk mit würdevoller Erhabenheit hat das Mark, bzw. die Knochen oder Essenz. Die Verneinung der künstlerischen Perfektion bzw. Form („Nicht-Kunst“ 無 技巧) gibt dazu einen deutlichen Hinweis auf sō (siehe Grade der Formalität), den flexiblen offenen Geist. In den beiden Workshops wurde von jeweils ca. 15 Teilnehmer/innen die für die Sōgetsu- und Ikenobō-Schule (u.a. hier nicht vertretenen) maßgebende Ästhetik mit ikebana umgesetzt.
5. Dezember 2019 – Ikebana in den Farben Weiß, Rot und Grün
Ein Blatt weißes Papier wird durch Falten zu einem Gefäß. Papier, rote Blumen (Nerinen), Aspidistrablätter und natürliche Kunststoff-Flaschen (biologisch abbaubar) von Firma Naku waren vorhanden. Workshop geleitet von Eva Dungl.
18. November 2019 – Musik-Kyōgen „Scrooge“ nach der „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens mit Ikebana-Ausstellungim MQ Wien
Ikebana-Ausstellung zum Musik-Kōgen
Die Geschichte basiert auf der Erzählung „Eine Weihnachtsgeschichte“ („A Christmas Carol“) von Charles Dickens (1843). Der Geizhals Scrooge wird zum Fest der Liebe von den Geistern der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft heimgesucht. In der völlig neuen Form der Darbietung verbinden sich traditionelle japanischen Bühnenkunst Kōgen (Komödie) mit europäischer Kammermusik des Schweizer Komponisten Walther Giger. Zwei renommierte Kōgen Schauspieler und drei Instrumentalisten (Violine, Akkordeon und Kontrabass) spielen.
Idee: Noriko Kawamura (Violine).
Libretto: Altjapanisch/jōdai nihongo von Koichi Nagaya nach „A Christmas Carol“ by Charles Dickens.
Noriko Kawamura, Violinistin und Initiatorin, freut
sich über den Erfolg der ersten Aufführung des „Musik-Kōgen“ – zeitgenössische
europäische Musik zur traditionellen Theatersprache von Kōgen – in Wien. „Ich
bin einfach begeistert von Kōgen, es vermittelt ein so warmherziges Gefühl“,
dabei strahlt Noriko Kawamura über das ganze Gesicht. Man muss Kōgen erlebt
haben. Tatsächlich erzählten die Zuschauer fasziniert, wie sie die Wandlung des
verbitterten Scrooge zum Guten durch und durch miterleben konnten. Bewundernswert
war die Leistung des Schauspieler-Vaters Juro mit seinem Sohn Daijiro Zenchiku.
Der stilisierte Ausdruck der Theatersprache des Kōgen verschmolz mit der
effektvollen Musikkomposition (Walther Giger) zu einem synästhetischen
Ereignis.
Der Schauplatz des Kōgen-Theaters befand sich in der
Mitte der Ovalhalle zwischen den Zuschauern, vereint zu einem gemeinsamen
Erleben der Entwicklung der Dinge. Die Stimme des Darstellers fungierte
gleichzeitig als Lautmalerei zur Vorstellung nicht vorhandener
Bühnenrequisiten. Vielmehr wurde deshalb alles in der Vorstellung des
Zuschauers visualisiert, dort erweckt durch die Ausdruckskraft des Darstellers.
Das Gespenst des toten Geschäftspartners Marley mit der Maske des pfeifenden „Usofuki“ beschwört das Kommen von drei Geistern herauf, alle dargestellt von Daijiro Zenchiku (sein Name ist gleichlautend dem seines großen Vorbildes Zenchiku/Komparu, Schwiegersohn Zeamis). Vor jedem Anlegen und Ablegen der Maske verneigt er sich vor ihr und nimmt ihr Wesen an bzw. legt sie mit Dank wieder ab.
Tanzend geht es in die Vergangenheit, zu dem der
Geist mit der Maske des mehrfachen Glücks „Otafuku“ Scrooge zurückführt.
Vor dem Blick auf die Gegenwart ist Scrooge mehr als
nur skeptisch. Der Geist der Gegenwart mit der „Kentōku“ Maske verheißt nichts Gutes. Er kennt wie
Scrooge die Last, die er wie schweres Gepäck trägt und die seinen
Gesichtsausdruck bereits geprägt hat. Mit dem Geist der Zukunft taucht jedoch die
Vision schockierender Bilder auf. Die Maske des „Nushi“ stammt von der
Geschichte eines Lackierers, der aus Überarbeitung durch die Flut von Aufträgen
starb und danach einem Geist (einer kami) begegnete. Mit der leidvollsten
Gestalt des Geistes der Zukunft schwebt Scrooge zwischen Leben und Sterben. Er
besitzt jedoch die Kraft, mit der jeder Mensch den inneren Zwiespalt von
Egozentrik und Humanität überwinden kann. Überglücklich darüber bricht er immer
wieder in Lachen aus, das zutiefst aus dem Inneren hinaus an alle gerichtet
ist.
Ikebana-Ausstellung zu Scrooge von Ikebana International Wien im MQ
Ikebana der „Drei Zeiten“, sanze
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – alles befindet
sich im Strom der Zeit in Veränderung. Wir können aufmerksam beobachten, dass
alles im Wandel ist. Ikebana ist eine einzigartige Kunst, in welcher der Wandel
des Lebens, Wachstum und Veränderung zur Darstellung kommt und rasch
vergänglich ist. Mit dem Aufblühen der Knospe im Gesteck erleben wir dessen
Wandel. Die Zeitdimension kann auch speziell zum Ausdruck gebracht werden, wenn
eine Blumensorte in ihren Lebensstadien – Knospe, offene Blüte und Frucht – arrangiert
wird. In dieser symbolischen Darstellung der „drei Zeiten“, sanze versinnbildlicht die geöffnete
Blüte die Gegenwart, die Knospe die Zukunft, die Frucht die Vergangenheit.
Das Keimen, Sprießen und Welken der Pflanze sind
natürliche Prozesse wie beim Menschen Geburt, Reifen und Altern. Der Mensch
muss jedoch zu seinem Lebensrhythmus finden, wenn prägende Erfahrungen, Unruhe
und Sorgen um die Zukunft, was gut für mich ist und was nicht, diesen
behindern. Wir trauern der „guten alte Zeit“ nach oder schleppen die
unerfreuliche Vergangenheit mit uns. Insofern kann sie für die Entfaltung der
Gegenwart sehr hinderlich sein, oder aber auch wie ein Dünger für die
Gegenwart. Die Entscheidung liegt bei uns, ob das Tor zur guten Zukunft fest
verschlossen bleibt.
In der „Weihnachtsgeschichte“ verdirbt der Geiz das
Altern als Reifen der Humanität, der „einzigartigen Blüte“ jedes einzelnen
individuellen Menschen mit seiner Erfahrung, die im Alter umfassend ist.
Ikebana mit der Ästhetik von 佗 wabi und 寂 sabi
佗 wabi
bezeichnet das Karge, Unbeständige. Der bedeutende ästhetische Begriff des
Zen-Buddhismus steht für materielle Leerheit mit geistigem Reichtum. Der
überall beobachtbare Wandel zeigt sich an den Spuren des Sich-Verflüchtigen, im
Austrocknen, in der einsamer Stille. Wabi
steht in enger Beziehung zu sabi,
dem erkennbaren Niederschlag im Betagten. Mit Ikebana wird die Schönheit des wabi
erfahrbar.
寂
sabi
Hohe Wertschätzung für jene Dinge, die Spuren des Alters, Patina haben. Sabi bezeichnet jene Schönheit, die der Demut und Gelassenheit im Alter innewohnt.
5. bis 7. Juli 2019 – „Tanabata“ Jubiläumsfest zum 150jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen Japan – Österreich
Japan und Österreich feiern 2019 die Etablierung der diplomatischen Beziehungen vor 150 Jahren. Ihre Geschichte beginnt mit damit, dass der junge Kaiser Mutsuhito Tennō („Meiji-Kaiser“ reg. 1868-1912) sich zuerst an ein anderes Kaiserreich wenden möchte. Ursache ist sein entfachter Fortschrittsgedanke angesichts der Landung von Schiffen mit beneidenswerter Technologie. Auf der anderen Seite gelangten nun erstmals in größerem Umfang japanischen Kunstobjekte nach Europa, deren Inspiration zum Aufbruch einer neuen Kunstrichtung mit der Überwindung des Paradigmas des vorherrschenden Klassizismus führte.
Im Zeichen des 150jährigen Jubiläums organisierten die Österreichische-Japanische Gesellschaft, die Weltmuseum Wien Friends und die Japanischen Botschaft das „Japanische Sommerfest“ im Weltmuseum Wien mit Ikebana International Wien, Ausstellung und große Ikebana-Vorführung der bekannten Ikebana-Meisterin Sumura Eikou. Die Darbietungen begeisterten über 300 Besucher in der Säulenhalle: Musik des Kaiserhofs mit Tanz des Kitanodai Gagaku-Ensembles, Konzert traditioneller japanischer Musik, das hervorragende Konzert von Enokido Fuyuki (Koto) und Franz Bartolomey (Cello), Tanz und Gesang des Musicalstars Yumi Tanaka, des weiteren die Präsentation von traditionellem japanischem Handwerk und die Ausstellung des Bonsaiclub Wien.
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Die Säulenhalle des Weltmuseum Wien wird zur Bühne
Mit der
Änderung der Bezeichnung von „Museum für Völkerkunde“ auf „Weltmuseum Wien“ kam
die neue Intention zur Sammlung von ethnographischen Artefakten hinzu: das
Erleben von künstlerischen Darbietungen von Traditionen der Welt, ermöglicht an
einem logischen Ort außerhalb ihres Ursprungs. Dem entsprechend bestand zum
besonderen Anlass der Wunsch die traditionellen Künste von in Japan lebende Künstlerinnen
und Künstlern zu präsentieren. Die große Ikebana-Vorführung wurde zur Premiere,
denn zum ersten Mal war es eine weibliche Meisterin in Wien. Große
Ikebana-Vorführungen benötigen ein professionelles Team von Assistenten/innen,
weshalb diese trotz Verbreitung der Kunst in Europa vor einem größeren Publikum
nach wie vor selten zu sehen sind. Die Einladung auf Wunsch des Botschafters,
die Öffnung des Ortes durch die Veranstalter und die Assistenz der Sogetsu
Vienna (Niederlassung der Sogetsu Teachers Association Tokyo) führten zur
Realisierung der Ikebana-Vorführung von Sumura Ekou.
Ikebana-Demonstration von Eikou Sumura
Eikou Sumura ist eine herausragende Ikebana-Künstlerin. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen in allen Erdteilen mit der japanischen Kunst des Ikebana bekannt zu machen und hat dazu im Auftrag des Außenministeriums ihres Landes ausgedehnte Reisen in alle Welt unternommen.
Die Idee war, aus Anlass bei der Vorführung Blumen aus Japan und Österreich zu verwenden. Die frischen, hier unbekannten Pflanzensorten wurden von japanischen Händlern gesponsert und dazu mit dem Flugzeug geliefert. Die Blumen aus Japan wurden durch bodenständige Pflanzensorten aus Privatgärten oder vom Blumenmarkt harmonisch in den Arrangements durch Eikou Sumura vereint. Die Ikebana-Meisterin wählte für die Bühne große Keramiken von Peter Fröhlich. In Hommage an den bedeuteten Wiener Architekten und Designer Josef Hoffmann arrangierte Eikou Sumura in zwei Champagnergläsern aus dem Jahr 1912 auf einem Silbertablett mit Hortensien. Insgesamt zeigte sie fünf Arrangements und zum Abschluss ein vierteiliges Arrangement, zu dem sie zunächst den japanische Botschafter S.E. Koinuma Kiyoshi und schließlich das Publikum um „Hilfe“ auf die Bühne bat.
Die Werke waren in der Säulenhalle bis Sonntag zu sehen. Begleitet wurden sie von der Ikebana-Ausstellung der I.I. Mitglieder und den Arbeiten aus dem Workshop mit Eikou Sumura.
Im Video von Oskar Streubel ist ihre Demonstration zu sehen.
18. bis 19. Mai 2019 – Workshop mit Ichiyo-Meisterinen Corrie van der Meer-Fischer und Jeanne Rauwenhoff
Corrie van der Meer-Fischer und ihre Lehrerin Jeanne Rauwenhoff veranstalteten einen zweitägigen Workshop. Die Teilnehmer kamen vom Capter Berlin # 246, Chapter Deutschland-Süd # 174, Ikenobo Tachibana-Kadokai, Ikenobo Ikebana Study Group Austria, Sogetsu Vienna Branch und nicht zuletzt vom Chapter Vienna # 223.
27. April 2019 – 5. Japanisches Frühlingsfest in Baden 2019
Einführende Worte zur Ausstellung „Ikebana mit Bambus“ von Eva Dungl, Theater am Steg:
Die Ikebana Ausstellung von „Ikebana mit Bambus“ bildete den Rahmen des Frühlingsfestes mit den künstlerischen Darbietungen von Kotospiel, Tanz und Gesang, Schwertkunst Iaidō und Teezeremonie. Eine Gruppe von sieben Künstlern/innen von Ikebana International Vienna gestaltete die Ikebana mit Bambus.
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Einen Tag zuvor haben die Künstler/innen den grünen Bambus mit einem Durchmesser von etwa 5 bis 7cm bearbeitet. Er muss frisch bearbeitet werden, denn beim Austrocknen verliert er seine Elastizität und allmählich seine grüne Farbe. Er wird fahl und bekommt vielleicht auch Risse. Neben den dicken, grünen Bambusstücken von etwa 2m Länge wurde im Geschäft erhältlicher, behandelter Bambus verwendet, der im Feuer erhitzt und der Sonne ausgesetzt seine ockergelbe Farbe erhält.
Die Halme der immergrünen Riesengräser sind hohl und durch Segmente gegliedert. Da sie verholzen sind sie sehr hart, aber dennoch elastisch, sodass sie Wind und der Last des Schnees standhalten. Bambus behält immer sein frisches Grün in allen Jahreszeiten. Diese Stabilität und Flexibilität beeindrucken seit jeher den Menschen. Der Knoten oder Nodus schließt ein Segment wasserdicht ab und ermöglicht dadurch die Verwendung des Bambusschaftes als Vase. Im Inneren ist er leer, ohne Substanz. Diese Eigenschaft steht synonym für die „Leere“, der bedeutsame buddhistische Begriff oder dem Zen-buddhistischen „Nichts“, jap. mu. Der Zusammenhang zwischen Ikebana, Bambus und dem Nichts – mu – lässt sich mit dem heutigen Ereignis, zu dem wir zusammengekommen sind, erklären.
Das Motto von Ikebana International lautet „Freundschaft durch Blumen“ und ist als eine interkulturelle Botschaft aktueller denn je. Der ureigene Sinn, Blumen für Gäste in eine Vase zu stellen, ist, den Gästen eine Freude zu bereiten. Der Bambus, den wir heute in unseren Arrangements in den Vordergrund rücken, hat seine Heimat wie der Ursprung der Blumensteckkunst Ikebana in Japan. Bambus und Ikebana stehen von Beginn an im japanischen Mittelalter in engem Zusammenhang mit dem Bedürfnis nach Frieden und Harmonie. Ikebana hat zu der heute auch präsentierten Teezeremonie eine enge Beziehung. In der Bildnische des Teehauses wurde ursprünglich der philosophische essenzielle Gehalt des Treffens mit einer Kalligrafie und Ikebana in Bambusvasen zum Ausdruck gebracht: Harmonie, Würde, Reinheit und Stille. In der Teezeremonie mit Tee-Meisterin Kazumi Nakayama wird mit einer Tasse Tee in einer Runde von Gastgeber und Gast die Einheit-Ganzheit aus Harmonie, Würde, Reinheit und Stille sozusagen ausgekostet.
Die Teemeister wie der berühmte Sen no Rikyū gab den
Vasen aus einem kurzen Bambusschaft den Vorzug vor den teuren chinesischen
Bronzevasen. Selbst wenn ein Riss auftrat, wie bei seiner bis heute im
Nationalmuseum von Tokyo aufbewahrten sogenannten Bambusvase namens „Onjōji“,
behielt man die Vase. Den Namen „Onjōji“ soll Rikyū nach der Glocke mit Riss in
dem buddhistischen Tempel am Biwa-See gegeben haben.
Gerade durch den Riss beim Trocknen erhielt Rikyūs
Vase die Wertschätzung des individuell Einmaligen, welchem der Vorzug gegenüber
Perfektion und materiellem Reichtum gegeben wurde. Ein Riss entsteht ohne Zutun
und ohne unseren Willen. Wenn der Bambus reißt, müssen wir uns damit abfinden.
Bewusst kann jedoch mit Rikyū aufgezeigt werden: eine Wertschätzung wird nicht
vermindert, denn sie hängt nicht von der Materie ab.
Dieses offene (nicht einseitig von etwas abhängige)
Bewusstsein wird im Buddhismus mit dem Wort „Leere“ bezeichnet. In Japan wird
sie mu, das „Nichts“ genannt. Das „Nichts“ bzw. die „Leere“ wird in der
gegenwärtigen Situation mit einem allseitig offenen Denken oder besser gesagt
„Herz“, mu shin, im Leben dynamisch erfüllt.
Die Künstlerin Yumi hat heute in ihrem Lied über die
Weltoffenheit der „Oneness“ gesungen, mit dem wir den einen, allseitig offenen
Geist von mu in ihrer künstlerischen Darbietung ohne jegliche Grenze zwischen
Verstehen und Nicht-Verstehen wahrnehmen können. Die Freude an den Blumen der
Ikebana hat ebenso keine Grenze. Wo soll Weltoffenheit, wie die durch Freude an
den Darbietungen für andere eine Grenze haben?
Ikebana-Mitmachprogramm fürs Publikum: „Fließende Ikebana“ / „Floating Ikebana“ aus dem Curriculum der Sogetsu-Schule. In mehreren Moribana-Schalen verschiedener Formen können Blätter, Blüten und Stiele ohne Kenzan arrangiert werden. Immer wieder entstehen neue Arrangements nach dem Zerlegen, wenn erneut Interessierte zum Gestalten herantreten.
Eröffnung durch S.E. Kiyoshi Koinuma, Botschafter Japans in Österreich und Gemeinderat der Stadt Baden. Durch die Veranstaltung leitete Mag. Dr. Noriko Brandl (ÖJG).
Japanische Rollbilder und ihre Darbietung in der Bildnische tokonoma entwickelten sich Hand in Hand mit der traditionellen japanischen Malerei und Kalligrafie. Im 21. Jahrhundert wurden die Rollbilder nun auch in modernen Wohnungen außerhalb der tokonoma zu eigenständigen Kunstwerken und damit eine neue Form moderner Kunst. Wie ikebana können Rollbilder auf diese Weise ihre tokonoma Tradition überleben.
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Moderne Rollbilder bilden selbst eine tokonoma, den Ort einer essentiellen Gestaltungseinheit. Ein einzelnes Rollbild vermag dieselbe Bedeutung vermitteln. (vgl. Motoko Maio in: Magazin Kateigaho, Seikai Bunka Publishing 2003, Inaugural Issue, S. 166). Japanische Rollbilder haben eine spezifische Eigenart: Der Holm zum Beschweren am unteren Ende impliziert sie zur Aufbewahrung einzurollen oder sie z. B. anlässlich eines Festtages zu entrollen. Der Zweck kann auch der regelmäßige Tausch zum Wechsel der Jahreszeit sein. Beim Betrachten einer Langrolle im Querformat wird durch Rollen nur ein Ausschnitt sichtbar. Dieses „Scrollen“ bzw. „Drehen“ steht im Japanischen in der (Sutren-) Literatur gleichsam für „Lesen“ oder „Lehren“. Mit Scrollen denkt man heutzutage zunächst an den Bildschirm eines PCs. Für das englische Wort „Scrolling up“ gibt es eigentlich keine deutsche Übersetzung. „Hinaufscrollen“ ist eine alltägliche Funktion beim PC und Handy, wenn eine Darstellung am Bildschirm nicht im Ganzen erfasst werden kann (z. B, alle unsere vergangenen Veranstaltungen :-)). Das Bildmotiv des I.I. Abends, „Scrolling up“, ist eine Wortspielerei mit Bezug auf die traditionelle Kunst der Rollbilder (scrolls), die nahelegt, dass keine herkömmliche Technik verwendet wird, sondern dass im Sinne ihrer Wandlungsfähigkeit experimentiert werden darf. Den Workshop leitete Eva Dungl.
14. Februar 2019 – „Ikebana und Musik“: Argentinischer Tango
Workshop gestaltet von Ingrid Truttmann. Tango-Tanzeinlage von Ingrid und Marco.
Der Tango drückt mit Haltung und Eleganz sowohl Melancholie als auch Lebensfreude aus. Je nach dem Ausdruck der Komposition kann er energisch oder weich, kantig oder rund, eng oder distanziert wirken. Die ausdrucksstarken Farben Rot und Schwarz werden gern beim Tanzen getragen. Auf den Instrumenten des argentinischen Tangos, Geige, Flöte und Gitarre wurde zuerst in Kneipen improvisiert, das Bandoneon kam als „die Seele des Tangos“ hinzu. Der Wechsel von Rhythmus, Innehalten und rasches, aufeinander abgestimmtes Gehen folgt dem Gefühl der Improvisation mit der Fantasie zu neuen Figuren.
Ikebana-Meister der Sogetsu-Schule und Ichiyo-Schule ließen sich zur Zeit der experimentellen Kunstströmung von Musik inspirieren. Ikebana wurde als Gesamtkunstwerk konzipiert. Die Themen „Gebogene Linien“ (Sogetsu) bzw. „Fließende und kreuzende Linien“ (Ichiyo) können im Workshop eine Basis zur Umsetzung bieten.
Ziel ist der Ausdruck von Eleganz in den Farben Rot (z. B. mit roten Anthurien, Rosen, Alstromerien) und Schwarz, mit gebogenen und zackige Linien in einer Schale oder Vase.
17. Jänner 2019 – „Jo ha kyu“序破急 – Basiskategorie der Japanischen Zen-Künste
Rhythmus durch Spannung und Entspannung, Innehalten und Bewegung, Tempo der Entfaltung.
Ikebana zum Thema „Gebogene Linien“ (Sōgetsu-Schule) oder „Fließende und kreuzende Linien“ (Ichiyō -Schule).
Vorbereitung jo — langsame Entfaltung ha — rasche Durchführung und Abschluss kyū.
Jo-ha-kyū ist ein Konzept der Gestaltung und Bewegung, das in einer Vielzahl von traditionellen japanischen Künsten angewendet wird. Wörtlich übersetzt in „Anfang, Pause, Schnell“ bedeutet dies im Wesentlichen, dass künstlerische Aktivitäten als Verwirklichung des Kosmos des Wahren, Guten und Schönen in einer Phase der Vorbereitung beginnen, entfaltet werden und rasch zum Abschluss gebracht werden. Die drei Stadien jo, ha und kyū beinhalten jeweils in sich wieder eine jo-ha-kyū Struktur.
29. bis 30. September 2018 – Wabi-Seminar in der Cselley-Mühle Oslip
佗 wabi bezeichnet das Karge, Unbeständige. Der bedeutende ästhetische Begriff des Zen-Buddhismus steht für materielle Leerheit mit geistigem Reichtum. Der überall beobachtbare Wandel zeigt sich an den Spuren des Sich-Verflüchtigen (Austrocknen) und am erkennbaren Niederschlag im Betagten (Jahresringe eines Baumes). Mit Ikebana wird die Schönheit des wabi erfahrbar.
Veranstaltungsort: Kultur & Aktionszentrum Cselley-Mühle in Oslip. Das Seminar leiteten Mag. Dr. Eva Dungl und Mag. Ingrid Truttmann.
Am 7. des 7. Monats nach ihrem alten Mondkalender feierten die Japaner das Tanabata-Sternenfest. An diesem Tag sollen die Sterne Altair und Wega die normalerweise durch die Milchstraße getrennt sind, zusammentreffen. Eine aus China stammende Sage erzählt, dass Orinime, die Tochter des Himmelsgottes, und ihr Gatte Hikobashi aus Verliebtheit ihre Arbeit vernachlässigten. Zur Strafe verbannte sie der Himmelsgott an die gegenüberliegenden Seiten der Milchstraße, nur am 7.7. durften sie sich treffen. Japaner behängen an diesem Tag Bambus mit bunten Papierstreifen und hoffen, dass die darauf geschriebenen Wünsche in Erfüllung gehen. Am 8. Juli 2018 war Ikebana International Vienna mit einer Ausstellung beim japanischen Sommerfest im Weltmuseum vertreten. 15 Mitglieder zeigten in der Hofburg 19 Arrangements zum Thema Tanabata.
17. März 2018 – Japanisches Frühlingsfest in Baden
Zum japanischen Frühlingsfest 2018 in der Stadt Baden bei Wien luden die ÖJG gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Baden.
S.E. Botschafter Koinuma Kiyoshi und seine Gattin eröffneten das Fest und wohnten allen Darbietungen der japanischen Künste bei. Das Frühlingsfest fand zeitnah zum 3. März (am dritten Tag des dritten Monats) statt, an dem man in Japan das hina matsuri, das Mädchenfest oder auch Puppenfest feiert. Das Wetter wird zu dieser Zeit der aufblühenden Natur allmählich frühlingshaft warm, und es ist den Mädchen gewidmet. In Österreich rückt vielmehr das Kennenlernen der japanischen Künste und deren Darbietung im Rahmen des Familienfestes in den Vordergrund. Dazu zählten in Baden die Darbietungen der Musik der Koto, Shamisen, Taiko Trommeln und japanischen Lieder. Es gab Gelegenheit zum Erleben der Schwertkunst Iaidō aus nächster Nähe und der Zubereitung einer Schale Tee in der Teezeremonie. Zum Mitmachprogramm gehörten Kimono ankleiden, Origami falten und Kalligraphie. Die Räume des Theaters wurden durch die Ausstellungen von Ikebana International Vienna Chapter und Bonsai Club Wien gestaltet.
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Was wäre ein Japanisches Frühlingsfest ohne Frühlingsblumen?
Die in Japan zum Mädchenfest blühende, zartrosa
Pfirsichblüte, die gelbe Rapsblüte und pinkfarbene Quitte blühen in Österreich
zu der Zeit noch nicht. Gerne verwenden die Ikebana-Künstler in Anlehnung dazu
andere rosa und gelbe Frühlingsblumen, um die Atmosphäre der jung erwachten
Natur mit ihrer reinen, leuchtenden Frische zu verbreiten. Elf Mitglieder von
Ikebana International Vienna Chapter schufen dabei eine ansehnliche Ausstellung
mit 37 Arrangements. Ein Teil der Ausstellung widmete sich der Narzisse und der
speziellen Technik diese Blume zu stecken. Ihre vielfältigen Formen wurden in
einer besonderen, gemeinsam gestalteten Aneinanderreihung von Arrangements zum
Ausdruck gebracht. Dies ist eine Spezialität, die renka genannt wird und von
den Mitgliedern der Sogetsu-Schule gestaltet wurde. Wie die von mehreren
Teilnehmern komponierten Verse eines japanischen Kettengedichts (renga),
sollen die einzelnen Arrangements sich harmonisch aufeinander beziehen und eine
Einheit bilden.
Mag.Dr.phil Eva Dungl
Japanische Jahreszeitenfeste – Japanisches Frühlingsfest im Theater am Steg in Baden
Wenn Frau Mag. Dr. Noriko Brandl, Vizepräsidentin für
kulturelle Angelegenlegenheit der ÖJG (Österreichisch Japanischen
Gesellschaft), ihre Japan-Freunde zusammenruft, ist ein japanisches
Jahreszeitenfest nicht mehr weit. Der engagierten Kunsthistorikerin ist vom
japanischen Außenminister der Kulturpreis 2017 für den großen Erfolg der von
ihr organisierten Events zur Verbreitung der japanischen Kultur verliehen
worden. Der letzte Event dieser Art fand in Baden statt. Eine Rückschau ist
eine gute Gelegenheit, sich an den Beginn der Jahreszeitenfeste mit Noriko
Brandl in einem Interview zu erinnern.
Eva Dungl: Frau Mag. Dr. Noriko Brandl, wann und wo
war der Beginn der japanischen Jahreszeitenfeste in denen die Ikebana
Ausstellungen und Ikebana Demonstrationen des I.I. Vienna Chapter ein
integrativer Bestandteil sind?
Noriko Brandl: Am Anfang der japanischen
Jahreszeitenfeste stand das Jubiläumjahr 2009 mit den Feiern zu den 140jährigen
diplomatischen Beziehungen von Japan und Österreich. Das Jahresprogramm „Japan
für alle Jahreszeiten“ leitete entsprechend mit vier Events durch das Jubiläumsjahr
im Weltmuseum Wien (damals Museum für Völkerkunde). Aufgrund des großen
Erfolges fanden die Feste unter Mitwirkung der Gesellschaften japanischer
kultureller Tradition mit Sitz in Wien und der Japanischen Schule Wien
weiterhin statt. Die verschiedenen Gesellschaften bzw. Vereine aus der
japanischen Kunst und Kultur verband ab da ein engmaschiges Netz, das auch die
freundschaftliche Beziehung zur japanischen Botschaft einschloss und auch
bewahrt werden konnte.
Eva Dungl: Was macht den großen Erfolg der beliebten
Events aus?
Noriko Brandl: Unsere japanischen Jahreszeitenfeste
sind für alle Leute, Erwachsene und Kinder. Sie sollen die ganze Familie
ansprechen, und der Zugang zu den Künsten im Mitmachprogramm soll nicht
schwierig sein. Am Anfang steht das Kennenlernen der Künste für jeden und ohne
Voraussetzung. Die Feste bieten, weil sie immer wieder stattfinden jedes Mal
etwas Neues und das Kennenlernen einer Kunst wird vertieft. Die japanische
Kultur wird nicht nur von einer Seite gezeigt, sondern durch die Perspektiven
der verschiedenen Künste. Zu den Festen treffen Künstler und Gäste einander
immer wieder, so können diese von den Künstlern, die auch Lehrer sind, lernen
und weiter begleitet werden.
12. – 14. Oktober 2017 – „Von der Tradition zur Moderne“ – 60 Jahre Ikebana International und 50 Jahre Ikebana im WUK
Die Jubiläumsausstellung „Von der Tradition zur Moderne“ – 60 Jahre Ikebana International und 50 Jahre Ikebana in Wien wurde von 21 Ikebana International Mitgliedern in den lichtdurchfluteten Räumen des WUK im Oktober in Wien gestaltet. Der Japanische Botschafter in Wien, S.E. Kiyoshi Koinuma und seine Gattin sowie der Leiter des Japanischen Informations- und Kulturzentrums, Herr Kei Iwabuchi, erwiesen uns die Ehre, die Ausstellung zu eröffnen und nahmen sich Zeit alle 55 ausgestellten Arrangements zu betrachten. Unsere Präsidentin Elisabeth Streubel bezog sich in ihrer Eröffnungsrede auf das Motto von Ikebana International und betonte, dass internationale Freundschaften und gute Beziehungen durch Blumen gefördert werden können.
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Zahlreiche Besucher/innen hatten Gelegenheit, die Vielfalt, Schönheit und Freude des Ikebana näher kennen zu lernen. Die Ausstellung, vielfältig wie ihre Gestalter/innen, zeigte großartige traditionelle Ikenobo Arrangements sowie moderne Ikebana verschiedenster Größe. Besonders interessant war die Zusammenarbeit von Ikebana-Künstler/innen mit anderen Künstler/innen. Karim El Seroui zeigte ein großformatiges abstraktes Gemälde und Justine Wohlmuth sehr spezielle große Keramiken.
Die Gäste der Ausstellung hatten Gelegenheit, unter Anleitung eigene Ikebana-Arrangements zu gestalten, die sie mit nach Hause nehmen konnten. Die Gefäße für diese Arrangements wurden in einem I.I.-Meeting vorbereitet. In Führungen wurden die drei Schulen Ichiyo, Ikenobo und Sogetsu vorgestellt. Das WUK erwies sich als idealer Ausstellungsort, der viele interessierte Besucher/innen aller Altersstufen anzog.
Oskar Streubel erstellte eine Videodokumentation zur Ausstellung.
9. Juni 2017 – Lange Nacht der Kirchen – Ikebana in der Donaucitykirche
350.000 Besucher, davon 150.000 in Wien, nahmen in der Pfingstwoche an der 13. „Langen Nacht der Kirchen“ teil. Die Donaucitykirche „Christus, Hoffnung der Welt“ war mit einem reichhaltigen Programm und Ikebana vertreten. 15 Mitglieder von Ikebana International Vienna stellten 35 Arrangements in der Kirche, im Pfarrsaal und in dessen Vorraum aus. Manche hatten einen Psalm als Thema, das Ikebana beim Ambo, „Pfingstfeuer“.
5. März 2017 – Ikebana zum Japanischen Frühlingsfest in Baden
Zum dritten Mal beteiligten sich Mitglieder von Ikebana International Vienna bei einem Fest der Österreichisch-Japanischen Gesellschaft in Baden. Diesmal nahmen neun Damen und Herren von I.I. an der Präsentation im „Theater am Steg“ teil. Eine besondere Auszeichnung war die Anwesenheit von S.E. Kiyoshi Koinuma, des Botschafters Japans in Österreich.
12. Juni 2016 – Ausstellung zum Japanischen Familienfest in der Wiener Hofburg
Die Feste der Österreichisch-Japanischen Gesellschaft mit Beteiligung von Ikebana International Vienna Chapter in der Wiener Hofburg haben schon Tradition. Elf Mitglieder und ein junger Gast gestalteten 18 Arrangements.
6. März 2016 – Ikebana zum Japanischen Frühlingsfest in Baden
Zum zweiten Mal war das „Theater am Steg“ in der Kurstadt Baden bei Wien Schauplatz eines japanischen Festes. Ikebana International Vienna war mit 40 Arrangements und einem Workshop „Ikebana für Kinder“ vertreten. Die zahlreichen Besucher konnten auch andere japanische Künste bewundern. Koto-Musik, Chorgesang, Kimono-Show, Tanz, Schwertkampf, Bonsai, Teezeremonie standen auf dem Programm. Origami und Kalligraphie-Workshops wurden angeboten.
15. Oktober 2015 – Ausstellung 30 Jahre Ikebana International Vienna Chapter
Ein Festtag für Fans der japanischen Blumenkunst. Ikebana International Vienna Chapter hatte mehrfachen Grund zum Feiern: 30-jähriges Chapterjubiläum, 60 Jahre Ikebana International, 10 Präsidentinnen und die 40. Ausstellung. Diese wurde durch den Gesandten der japanischen Botschaft, Hideo Suzuki, in der StudioGalerie eröffnet. Nach dem Motto von Ikebana International „Friendship through Flowers“ trägt sie den Titel „Aus Liebe zu Blumen zu Freundschaft durch Blumen“. 21 Mitglieder zeigten über 50 Arrangements nach den Regeln der modernen Sogetsu-Schule sowie Ichiyo-Schule und der ältesten Ikebanaschule, Ikenobo.
Die Österreichisch-Japanische Gesellschaft lud zum „Sommerfest“ nach Baden ein. Im „Theater am Steg“ gestalteten neun Mitglieder von Ikebana International Vienna eine Ausstellung. Zu sehen waren 24 Einzelarrangements und ein Renga.
20. Juni 2015 – Japanischer Kulturtag im Andromeda-Tower
Im Rahmen des Japanischen Kulturtags am 20. Juni 2015 wurde Ikebana International Vienna zu einer Präsentation eingeladen. Zehn Personen zeigten in den Räumlichkeiten der Permanent Mission of Japan to the International Organizations in Vienna im 24. Stock des Andromeda-Tower Einzelarrangements und ein Renka (Gemeinschaftsarbeit in Kettengedicht-Form).
29. bis 30. Mai 2015 – Ikebana mit Atsuko Bersma in Wien
Atsuko Bersma (Tonsen) kam auf Einladung von Sogetsu Vienna Study Group und Ikebana International Vienna Chapter aus Belgien nach Wien. Sie zeigte eine Demonstration und leitete zwei Workshops. Bei der gekonnten Vorführung entstanden acht repräsentative Ikebana. Die 23 Teilnehmerinnen arbeiteten in guter Atmosphäre mehrere Arrangements zum Thema „Ikebana vorführen“ und eine „moderne Komposition“.
3. Mai 2015 Ausstellung zum Japanischen Familienfest im Ephesos-Museum
Den zehn Ikebana-Künstler/innen von I.I. war beim ersten Anblick der antiken Objekte sofort klar, welche interessante Spannung zwischen der ewigen und vergänglichen Kunst ausgelöst werden musste. In der griechischen Antike bedeutet Kosmos Schmuck und Ordnung. Dem Schönen wohnt Symmetrie und Zahl inne und es strebt nach Verwirklichung des Besten. Schönheitserfahrung kommt der Wahrnehmung einer bestimmten rationalen Struktur gleich. Die Ästhetik der Ikebana ist gekennzeichnet durch Asymmetrie, Ausbruch aus der Norm, Spontanität und durch den dynamischen Wandel der Blume in den Jahreszeiten. Man holt nur ein kleines Stück der Natur in den Raum und präsentiert es in der schönsten Gestalt zur augenblicklichen Freude für den Gast. Am Familienfest konnten zwei Kulturen miteinander kurz aufleben, deren Ästhetik einzigartig alle Lebensbereiche in alle Winkel durchdrungen hatte.
24.-25. Mai 2014 – „Hanakago“ – Ikebana im Blumenkorb
Arrangieren in japanischen Körben ist ein spezielles,
schulübergreifendes Teilgebiet des Ikebana. In ihnen üben zarte, wildwachsende
Blumen und Gräser faszinierende Natürlichkeit und Leichtigkeit aus.
Referentinnen: Jeanne Rauwenhoff und Corrie van der Meer-Fischer
1. März 2014 – Ausstellung zum Puppenfest „Hina Matsuri“
Die Österreichisch-Japanische Gesellschaft feierte zum ersten Mal in Österreich Hina Matsuri, das japanische Puppenfest. Mitglieder des I.I. Vienna Chapter unterstützten die Veranstaltung mit Arrangements in der Säulenhalle des Weltmuseums. Ihre künstlerische Interpretation des Themas „Haar“ nahm auf die traditionelle Tracht und Frisuren der Puppen Bezug. Farblich dominierten Rosa und Gelb, die klassischen Farben zu Hina Matsuri.
6. bis 9. Juni 2013 – 初夏 Shoka – Frühsommer, Ausstellung im KulturQuartier
Der Gesandte Japans in Österreich, S.E. IWATANI Shigeo, eröffnete die Ausstellung. In einer Live-Performance von Ikebana und Haiku konnte man das ureigene Wesen der beiden Künste erleben. Bei der Eröffnung standen sechs Mitglieder der Österreichischen Haiku Gesellschaft jeweils neben einem Ikebana-Gesteck ihrer Wahl und rezitierten dort von ihnen geschriebene Haiku zum Thema „Frühsommer“ („shoka“): Paul Dinter, Mario Freingruber, Ingrid Hoffmann, Rosemarie Schulak, Petra Sela und Traude Veran. Sie trugen diese Reihe von Gedichten, in der Kurzform des Haiku verfasst, sowohl in Hochdeutsch als auch im Wiener Dialekt vor. Der Gebrauch des Dialekts ist neu und überraschend, wirkt aber sehr zeitgemäß. Durch methodisches Meditationstraining in Ikebana und Haiku kann man einen schärferen Blick auf das eigene Alltagserleben und auf Ausschnitte der umgebenden Welt erlangen. Die geistige Höherentwicklung der Konzentration führt zu Glückseligkeit und Wonne. Und wirklich sagte ein Besucher der Ausstellung: „All dieses Ikebana hier zu sehen war für mich wie eine Therapie.“ Die Obfrau der Österreichischen Haiku Gesellschaft und Autorin zahlreicher Bücher Petra Sela sagt: „Hinter dem Haiku eines Menschen steckt oft seine ganze Lebensgeschichte. Aber der Sprecher vermeidet es, im Gedicht die erste Person zu verwenden. Mehr als dreißig Ikebana-Gestecke in Ikenobo aud Sogetsu sagen uns: Wenn Frühsommerpflanzen wachsen, dann ist Frühsommer.
16. bis 17. Juni 2012 – Hana Kubari und Bambusfantasien
Workshop der Ichiyo-Schulemit Corrie van der Meer-Fischer und Jeanne Rauwenhoff.
Das allgemeine Thema der Workshops war, ohne Kenzan zu arbeiten. Als Materialien wurden dicker und dünner Bambus und ein hana kubari verwendet, wobei Zweige aus einer Felsenbirne (Amelanchier) unseres Gartens verwendet wurden. Die Workshops wurden von 15 Teilnehmern aus drei verschiedenen Schulen gut angenommen. Es war eine erfolgreiche Veranstaltung im Geiste der „Freundschaft durch Blumen“. Die Teilnehmer/Innen waren begeistert und beeindruckt von der Art und Weise, wie Jeanne und Corrie unterrichteten und eine entspannte Atmosphäre aufrechterhielten.
24. Mai 2012 – Mishō-Schule 陰陽五行思想と華道 PHILOSOPHIE und IKEBANA
Die Theorien von yīn und yáng, den Fünf Elementen und Ikebana der Mishō-Schule am Institut für Philosophie der Universität Wien.
Shigeho AZUMA: 未生流 Ikebana-Demonstration der Mishō-Schule, Kyōto. Die Schule des “ursprünglichen Geistes” der ikebana.
Mehr über Shigeho AZUMA
Shigeho AZUMA: Geb. 1949 in Kyōto, 1974 Lehrbefugnis für Ikebana der Mishō-Schule, seit 1990 außerordentliches Mitglied der Japan Ikebana Art Association, seit 1995 Lehrtätigkeit an der Lehrerbildungsanstalt der Mishō-Schule und Delegationsleiter für das Oberhaupt der Schule, 2002 Ehrenrang der Mishō-Schule und ab 2004 Präsident des Kyōto Verbandes, ab 2010 Vorstandsmitglied der Kyōto Ikebana Gesellschaft. Zahlreiche Ikebana Demonstrationen und Ausstellungen u.a. für die „Art Exchange Exhibition“ in Xian/China (2007) oder für das „Nationale Kulturfestival“ (2011) in Japan zum Thema „Ikebana im Welterbe“
Diskussionsleitung: Univ.-Doz. Dr. MMag. HASHI Hisaki (Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien).
In Kooperation des Ikebana International Vienna Chapters und des Vereins für komparative Philosophie und Interdisziplinäre Bildung (KoPhil).
15. bis 18. März 2012 – Ausstellung „Wald Baum Mensch“
Das Museum für Völkerkunde ist dem Aufruf der Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr des Waldes gefolgt, und setzt mit der Sonderausstellung „Wald/Baum/Mensch“ eine spezifische Aktivität diese Trinität ethnologisch zu durchleuchten.
Ikebana International Vienna hat mit Ikebana in einer Ausstellung daran mitgewirkt. Ganz besonders freute uns die Anwesenheit von S.E. Botschafter Iwatani Shigeo und Frau Iwatani Yuko. Ebenso begrüßt wurde der Direktor des Japanischen Informations- und Kulturzentrums, Herr Tanaka Kenichiro.
1. Mai 2011 – Benefiz-Veranstaltung für Japan im Museum für Völkerkunde Wien
Benefiz-Veranstaltung für JAPAN im Museum für Völkerkunde Wien. Zehn Mitglieder von Ikebana International Vienna hatten ein „Ikebana-renga“, das heißt Blumensteckkunst in Kettenform, vorgeführt.
Die Idee eines Ikebana in dieser künstlerischen Form, an der mehrere Künstler in besonderer Weise beteiligt sind, stammt von Hiroshi Teshigahara. Ikebana-renga ist ein völlig neuer Ikebanastil, den der Großmeister (Iemoto) der Sogetsu-Schule Hiroshi Teshigahara im Jahr 2001 bei der 8. Welttagung von Ikebana International zum ersten Mal zeigte. Die jetzige Iemoto Akane Teshigahara sagt: Weil Renga von mehreren Personen arrangiert wird, erhält Ikebana von diesen auch mehrere Ausdrucksformen. Um die Harmonie dazwischen zu schaffen, muss sich jeder selbst zurücknehmen und auf das Gesteck davor und danach Rücksicht nehmen.
Der Reinerlös der Veranstaltung ging an die Bewohner von Futaba, die nach dem Erdbeben, dem Tsunami und der Atomkatastrophe aus ihrer Stadt evakuiert werden mussten.
16. bis 19. Juni 2011 – Ausstellung im China-Restaurant Sichuan
Ikebana International Vienna feierte das 25jährige Bestehen mit der Ikebana-Ausstellung im Chinarestaurant SICHUAN in Wien Donaustadt. Eröffnet wurde durch den Direktor des Japanischen Informations- und Kulturzentrums Kenichiro Tanaka.
18. bis 20. Juni 2010 – Ausstellung im Kurzentrum Bad Vöslau
Drei Kunstformen Ostasiens vereinigen sich anlässlich des Gartenfestivals im großen Theatersaal des Kurzentrums Bad Vöslau. Die Gemeinschaftsausstellung stand ganz im Zeichen des Themas Landschaft und Wasser. Die Tradition, Künste im Garten zu pflegen, und sich von gestalteten Bergen und Wasser inspirieren zu lassen, reicht bis ins 4. Jahrhundert zurück. Die Ikebana-Künstlerinnen von Ikebana International Vienna arrangierten zu Kalligraphien von Yu Feng. Die chinesischen Texte zum Thema Landschaft gab Yu Feng in den verschiedenen Schrifttypen wieder (archaische Siegelschrift, Kanzleischrift, kursive Grasschrift). Die Mitglieder vom Bonsaiclub Wien zeigten Bonsai (Bäume und Landschaften in Schalen) und Steine (Suiseki).
9. Oktober 2009 – Ikebana Vorführung durch Akihiro KASUYA, Iemoto der Ichiyo-Schule Tokyo
Eröffnung durch S.E. Akio Tanaka, Botschafter von Japan in Österreich, Frau Itsuko Nakayama, Präsidentin Ikebana International HQ und Frau Mag. Eva Dungl, Präsidentin Ikebana International Vienna.
Mehr über Akihiro KASUYA
Akihiro KASUYA (1947-2019): „Der Ausdruck einer Blume wandelt sich mit dem veränderten Umfeld und hängt von jedem Ausdruck ab, der ebenso die umgebende Atmosphäre verwandelt. Ich würde mich gern mehr und mehr darin einbringen.“ Akihiro Kasuya, der dritte Iemoto/Headmaster der Ichiyo-Schule folgte 1983 seinem Vater Meikof Kasuya. Er studierte an der International School in Washington, D.C. und an der New York School of Interior Design. Schon 1988 machte er durch Beteiligungen an großen Ausstellungen auf sich aufmerksam. Headmaster Kasuya wird heute als ein führender Teil der modernen Ikebana Bewegung gesehen. Er entwickelte neue und begeisternde Ideen und hatte für Ikebana bedeutende Ämter inne. Akihiro Kasuya war spezialisiert auf die Kombination verschiedener Pflanzen mit der natürlichen Balance ihres Gewichts ohne Befestigung durch Kenzan oder Komi. Indem die unterschiedlichen Pflanzenqualitäten ins Gleichgewicht gebracht werden, erzielt Kasuya gleichzeitig eine gegenseitige korrespondierende Positionierung zueinander und zum Gefäß. Die Ichiyo-Schule ermutigt zur persönlichen Interpretation, der Widerspiegelung des Selbst – dann ist das Ikebana, nach Kasuya, wirklich erfüllend.
10. bis 11. Oktober 2009 – Ikebana-Ausstellung im Museum für Völkerkunde
Werke von Headmaster Akihiro Kasuya und Ikebana-Künstlerinnen des Ikebana International Headquarters Tokyo und anderen Ikebana International Chapters in der Ikebana-Ausstellung im Museum für Völkerkunde.
29. bis 31. Mai 2009 – Frühling in Erwartung des Sommers
Ikebana International Vienna Ausstellung zum Japan-Österreich-Jahr im Museum für Völkerkunde, unter dem Ehrenschutz S.E. Botschafter Akio Tanaka, Botschafter von Japan.
Die Ikebana-Künstlerinnen hatten zum festlichen Anlass der freundschaftlichen Beziehung Japans und Österreichs für zwei Tage die Säulenhalle im Museum für Völkerkunde verzaubert.
7. bis 8. Juni 2008 – Ikebana-Vorführung, Ausstellung und Workshop mit Atsuko Bersma im Schloss Fischau
I.I. Vienna organisierte das zweitägige Sogetsu Workshop mit einer daran anschließenden Ausstellung der Ikebana in den schönen Räumen des Schlosses in Bad Fischau, einem kleinen Ort südlich von Wien. Es war für uns eine große Freude, dass Frau Atsuko Bersma unserer Einladung zur Abhaltung eines Workshops zustimmte.
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Das erste Thema lautete „Arrangieren einer Masse mit geraden Linien“. Am zweiten Tag widmeten sich die Teilnehmer/innen dem Thema „Linien und Raum in Harmonie“ (sen, yohaku, tsuriai). Mit der ausgewählten Linie aus verschiedenen Pflanzen sollte ein leerer Raum arrangiert werden, wobei beide in einem harmonischen Gleichgewicht zueinander standen. Sichtbar gemacht wurde der leere Raum yohaku mit dem Anblick durch die von Frau Bersma mitgebrachten Bilderrahmen, die vor das jeweilige Ikebana gehalten wurden. Wir freuten uns über die über 30 Teilnehmer/innen, darunter auch aus Graz und Bratislawa.
Am Abend des zweitägigen Workshops zeigte Atsuko Bersma eine Ikebana-Vorführung von fünf Arrangements zu den Themen des Workshops. Danach eröffnete der Direktor des Japanischen Information- und Kulturzentrums der japanischen Botschaft in Wien, Herr Hajime Senoo und die Präsidentin von I.I. Vienna, Frau Helga Komaz die Ikebana Ausstellung zu der über 250 Besucher kamen. Zu sehen waren die Ikebana Arrangements in den zauberhaften Räumen des Schlosses Fischau und dessen Gartens nicht nur von der Sogetsu-Schule, sondern auch der Schulen Ikenobo und Ichiyo mit der begeisterten Diskussion des gelebten Mottos von Ikebana International „Friendship through Flowers“.
April 2007 – 40 Jahre I.I. Vienna Chapter Ausstellung im Schloss Neugebäude
Das Renaissance-Schloss Neugebäude ist ein von Kaiser Maximilian II. in Auftrag gegebenes manieristisches Schloss in Wien Simmering.
Der Legende nach wurde es an jener Stelle errichtet, an der während der ersten Wiener Türkenbelagerung von 1529 die Zeltburg Sultan Süleymans stand. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Teile der Anlage abgebaut oder verlegt, das ab 1744 sogar als Munitionsdepot genutzte Schloss und die Gärten verkamen. Nach 1945 wurde es verschiedentlich als Lager und Fabrikhalle genutzt, in den 1970er Jahren unter Denkmalschutz gestellt und erst ab 2000 teilsaniert.
Zum Jubiläum „40 Jahre Ikebana International in Wien“ fand eine große Ausstellung im Schloss Neugebäude statt. Eröffnet wurde die Ausstellung durch Herrn Hajime Senoo, Direktor des Japanischen Informations- und Kulturzentrums und Frau Bezirksvorsteherin Kommerzialrat Renate Angerer.
Während der von Helga Komaz hervorragend organisierten dreitägigen Ausstellung haben sich über 3000 Besucher an Ikebana erfreut.